Als ich davon hörte, dass es einen Food Waste Hackathon in Wien geben wird, war ich sofort Feuer und Flamme. An einem Hackathon wollte ich schon länger teilnehmen und dass das Thema kein technisches sonder ein ökologisches Problem ist, reizte mich umso mehr.
Einen Hackathon stellte ich mir als ein sehr arbeitsintensives Wochenende vor, an dem Programmierer ein Produkt oder Service möglichst weit entwickeln. Allerdings war mir nicht klar, dass bei einem Hackathon meistens Menschen aus verschiedenen Disziplinen zusammen arbeiten. Wikipedia hat mich eines besseren belehrt.
Weltweit werden laut UN 1.3 Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Das bedeutet ein Drittel der produzierten Lebensmittel landen im Müll. Der Müll kommt dabei in allen Stadien der Lieferkette zustande, von der Produktion über Großhändler und Lagerung bis hin zu den End-KonsumentInnen. Also ein relativ großes Problem, an dem man „hacken“ kann.
Zum Glück gab es konkrete „Challenges“ von Firmen und NGO’s wie Global 2000 oder der Wiener Tafel, die das Problem etwas eingrenzten. So begann der Hackathon dann auch mit der Präsentation dieser Challenges. Der Online Fleischversand Porcella suchte zum Beispiel nach Wegen mehr vom Tier zu nutzen, nicht nur die „Gustostückerl“, die immer gekauft werden. Eine andere Challenge stellte etwa Global 2000 vor – gesucht wurden Lösungen für Lebensmittelabfall, der direkt "am Feld" auftritt, weil das Gemüse zu groß, zu klein oder nicht „schön“ genug ist.
In möglichst interdisziplinären Gruppen – im Idealfall jeweils eine Person aus Design und Programmierung und ein Food Waste Experte/ eine Food Waste Expertin wurde dann an den Challenges weiter gearbeitet.
Und dann ging’s ans Eingemachte – Ideen generieren und abwägen, alle Aspekte des Problems bedenken und Ideen wieder verwerfen. Im Idealfall sollte die Idee schnell zu einem Prototypen führen. Dabei findet man selbst viel schneller Probleme heraus und kann den Prototypen auch von anderen Menschen testen lassen. Da unsere Idee aber keine Software sondern ein reines Konzept war, konnten wir leider keinen Prototyp machen und auch nichts testen. Allerdings half es uns mit möglichst vielen Menschen über unser Konzept zu sprechen - so konnten Probleme noch vor der Präsentation aus dem Weg geräumt werden oder Argumente für Entscheidungen gefunden werden.
Wichtig war auch ehrliche Kritik. Mir fiel das oft schwer, da ich Ideen von Menschen, die ich kaum kenne, nicht zurückweisen wollte. Aber es entwickelte sich relativ schnell ein gutes und konstruktives Klima für Kritik in unserer Gruppe.
Ganz ehrlich – wir haben nicht durchgearbeitet. Am ersten Tag haben wir bis 22 Uhr gewerkt, aber auch Pausen gemacht - inklusive einem kurzen Spaziergang, um mal abzuschalten.
Am zweiten Tag waren wir ab 10 Uhr morgens an der Präsentation dran und haben an der Argumentation gefeilt. Da wir aber schlussendlich ein reines Konzept ohne Prototyp hatten, konnten wir viel Zeit in die Argumente stecken. Es war trotzdem zeitlich knapp und wir waren schon sehr müde zur Präsentation - angeblich hat man uns das auch angemerkt ;) Da wär vielleicht noch eine Pause gut gewesen.
Alles in allem machte es viel Spaß sich ein Wochenende mit dem Problem auseinander zu setzen. Und ich lernte viele inspirierende Menschen kennen, die bereit waren ein Wochenende dafür zu investieren.
Der Food Waste Hackathon fand am 28. und 29. März im Stockwerk Coworking Space statt und wurde von wirsing.io organisiert.